2024 | Asli Unan und Heike Klüver

Hat die russische Invasion in der Ukraine die Einstellung der Europäer zur EU verändert?

Die Invasion eines Nachbarlandes ist ein einschneidendes politisches Ereignis, das die Einstellung der Menschen zur internationalen Zusammenarbeit schnell verändern kann. Nach Jahrzehnten der europäischen Integration schien ein Krieg in Europa für die meisten Bürgerinnen und Bürger praktisch unmöglich. Doch Russlands Invasion in der Ukraine Anfang 2022 war eine deutliche Erinnerung daran, dass der Frieden in Europa nicht garantiert ist. Doch hat diese äußere Bedrohung die Sichtweise der Menschen auf die EU verändert und zu einer größeren öffentlichen Unterstützung geführt?

Eine neue Studie auf der Grundlage von Eurobarometer-Daten, die zwischen Februar und April 2022 erhoben wurden – mit über 26.000 Befragten aus den 27 EU-Mitgliedstaaten – zeigt einen deutlichen Anstieg der Unterstützung für die Europäische Union nach der Invasion. Im Durchschnitt stieg die Zustimmung zur EU um 4 Prozentpunkte. Dieser Effekt verstärkte sich weiter in den Wochen nach Beginn des Krieges.

Interessanterweise beschränkte sich der Anstieg der Zustimmung nicht auf die an Russland angrenzenden Länder, sondern deutet auf einen breiteren Zuspruch in der gesamten EU hin. Die Veränderung der Einstellungen war dennoch nicht einheitlich: Während viele Bürgerinnen und Bürger der EU mehr Vertrauen entgegenbrachten, war bei politisch links orientierten Personen ein leichter Anstieg der Kritik zu verzeichnen.

Die Studie leistet einen Beitrag zur Forschung über den „rally around the flag“-Effekt – sie zeigt, dass regionale Konflikte auch zu einer größeren Einigkeit bei supranationalen Institutionen führen können. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass immer mehr Europäer die EU nicht nur als politisches Projekt, sondern auch als wichtigen Sicherheitsakteur in Konfliktzeiten sehen.

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1 – Marco / Pexels / Flaggen der Europäischen Union vor dem Gebäude der Europäischen Kommission