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2025 | Lukas F. Stötzer, Johannes Giesecke und Heike Klüver

Wahrgenommene Ungleichheit als Nährboden für Populismus

Warum wenden sich immer mehr Menschen populistischen Parteien zu? Eine neue Studie von Lukas F. Stoetzer, Johannes Giesecke und Heike Klüver zeigt, dass dabei nicht nur die tatsächliche soziale Ungleichheit eine Rolle spielt, sondern auch, wie ungleich Menschen ihre Gesellschaft wahrnehmen. Wer glaubt, dass Reichtum und Einfluss in den Händen weniger liegen, entwickelt mit größerer Wahrscheinlichkeit populistische Einstellungen – unabhängig davon, wie stark die objektive Ungleichheit tatsächlich ist.

In den letzten Jahrzehnten haben sich Einkommens- und Vermögensunterschiede in vielen europäischen Ländern deutlich vergrößert. Zugleich ist die Unterstützung für populistische Parteien gewachsen. Frühere Forschung konnte zeigen, dass steigende Ungleichheit populistische Bewegungen begünstigt. Die neue Studie, erschienen im European Journal of Political Research, geht jedoch der Frage nach, warum und wie dieser Zusammenhang entsteht. Die Autor*innen argumentieren, dass es weniger die ökonomischen Strukturen selbst sind, die Populismus befeuern, sondern die Wahrnehmung, dass die Gesellschaft ungerecht organisiert ist und politische Eliten vor allem die Interessen der Wohlhabenden vertreten.

Anhand von Daten von fast 40.000 Personen aus 20 europäischen Ländern zeigen die Forschenden, dass Menschen, die ihre Gesellschaft als besonders ungleich empfinden, mit einer um 2,7 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit eine populistische Partei unterstützen als jene, die ihre Gesellschaft als gerechter wahrnehmen. Besonders deutlich zeigt sich dieser Zusammenhang bei größeren rechtspopulistischen Parteien wie der Dänischen Volkspartei (DF) oder der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), gilt aber auch für andere populistische Parteien.

Ein ergänzendes Experiment in Deutschland, Dänemark und Italien verdeutlicht, dass Informationen über die tatsächliche Vermögensverteilung die Wahrnehmung gesellschaftlicher Ungleichheit erhöhen – und populistische Einstellungen verstärken. Kurzfristig führt dies jedoch nicht unmittelbar zu einer höheren Wahlabsicht für populistische Parteien.

Die Ergebnisse machen deutlich, dass Populismus nicht nur durch materielle Ungleichheit angetrieben wird, sondern auch durch das Gefühl, in einer unfairen Gesellschaft zu leben.

Kontakt

Prof. Dr. Heike Klüver

Email: heike.kluever@hu-berlin.de

Website: https://heike-kluever.com

Prof. Dr. Lukas Stoetzer

Prof. Dr. Lukas Stötzer

Email: lukas.stoetzer@uni-wh.de

Website: https://lukas-stoetzer.org

Foto:
1 – Lea Kobal (@leyko) / Unsplash / |eat the rich|

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